12. November 2009, Anna Kardos über die CD „pulsar_1“
Martin Schlumpf: Der Sound leuchtender Pulsare
Pulsare sind rotierende Sterne, deren Licht man – wie bei einem Leuchtturm – in regelmässigen Abständen aufleuchten sieht. «Pulsar_1» nennt sich auch die neue CD von Martin Schlumpf. Und: Sterne sind Schlumpf lieber als Dogmen. Mit dem Titel wollte er nämlich ein Zeichen setzen gegen das, wie er sagt, Dogma der 70er-Jahre, wonach Neue Musik zwingend ohne Puls zu sein hatte.
Zwar selbst als Komponist zeitgenössischer E-Musik tätig, stand Schlumpf immer schon in Berührung mit anderen Stilen, etwa als Jazz-Bassklarinettist oder als Theoriedozent an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK (die im Übrigen auch diese CD produziert hat). Diener dreier Herren ist er aber nie geworden, vielmehr hat ihm dieser Umstand eine Freiheit der musikalische Mittel beschert. Und diese Freiheit bekommt man auf «Pulsar_1» deutlich zu hören.
Da sind mehrere, meist ostinate Instrumentalschichten, die sich gegeneinander verschieben. Aus ihrem Gefüge entsteht eine Musik, die durchaus wohlklingend ist, dazu vielschichtig, aber meist leicht und spielerisch. Der Komponist schöpft aus verschiedenen Musiksprachen: Da stehen Instrumentalgeräusche friedlich neben computergeneriertem Blubbern, Anklängen an die Musik anderer Kulturen, aber auch jazzigen Harmoniefolgen. Und selbst wenn man sich vielleicht fragen könnte, ob Dogmen nicht auch dazu dienten, den künstlerischen Ausdruck zu kondensieren, ist Schlumpfs «Pulsar_1» mit seiner klingenden Sinnlichkeit bestimmt eines: eine CD am Puls der Zeit.
Anna Kardos