In „Waves“ wird der Konzertraum als zusätzliches künstlerisches Mittel verwendet: dem traditionell auf der Bühne spielenden Solisten und dem Streichorchester wird eine hinten im Raum platzierte Trompete gegenübergestellt, die an formal wesentlichen Stellen ins Geschehen eingreift und gleichzeitig eine Art temporärer Widerpart zum Solo-Cello darstellt.
Sozusagen umschlossen wird das Ganze durch eine oft in Wellen auftretende Elektronik-Schicht, die sich in präzis komponierter Weise im gesamten, durch mehrere Lautsprecher abgesteckten Raum ausbreitet. Die Koordination dieser Elektronik-Schicht mit den live gespielten Instrumenten geschieht durch einen Clicktrack (ein klingendes Metronom), das dem Dirigenten via Kopfhörer vermittelt wird. Dadurch wird eine genaue polymetrische Steuerung der Musik möglich, also ein musikalisches Polyphonie-Konzept, in dem verschiedene voneinander unabhängige Tempoebenen in genauen Relationen zueinander erklingen.
Der elektronische Teil der Musik ist in meinem Heimstudio in Würenlingen mit Hilfe von Klangexpandern und virtuellen Samplern entstanden, die via Computer gesteuert und in speziellen Programmen editiert wurden. Die Raumverteilung wurde ermöglicht durch eine Forschungsarbeit einer Gruppe von Kollegen an der Zürcher Hochschule der Künste, dem sogenannten Ambisonic-Verfahren.
„Waves“ stellt ein imaginäres Theater mit verschiedenartigen Protagonisten dar, die sich aus unterschiedlichen Positionen und Welten miteinander in Gespräche einlassen, sich entzweien, Nebengruppen bilden, sich verabschieden, wieder auftauchen … bis sich die wichtigsten von ihnen zu einem kurzen rituellen Fest am Schluss vereinen.
“Waves” ist im Auftrag der Expo.02 (Schweizerische Landesausstellung) für Thomas Demenga und das Zürcher Kammerorchester geschrieben worden. Die Uraufführung fand am 25. Mai 2002 in Murten statt.